Der neue Bauschadensbericht der VHV Bauforschung und des Fraunhofer IRB Verlag macht wieder deutlich, wie aufwendige Kosten zur Behebung von Bauschäden bereits in der Planung oder während der Ausführung vermieden – oder zumindest verringert – werden können. Voraussetzung ist jedoch die frühzeitige Einbeziehung eines beratenden Fachingenieurs.
Durch eine sachkundige Baubegleitung können Kosten für die Bauherren eingespart werden, bevor es auf der Baustelle losgeht. „Die ersten Fehler werden bereits bei Abschluss eines Bauvertrages gemacht, oder im Zuge der Freigabe von Ausführungsplänen. Aus Erfahrung wissen wir, dass später dann lediglich noch max. ca. 30 % der Kosten zu beeinflussen sind.“ Im Zuge der Baubegleitung beachtet und überprüft der Beratende Ingenieur quasi alle Leistungen (soweit diese beauftragt sind) des gesamten Bauprozesses hinsichtlich Qualität, Termintreue etc.
Wichtig für die Bauherren, ist die „Rundum-Betreuung“ in Theorie und Praxis. Dies beginnt bereits vor Vertragszeichnung und endet mit der Rechnungsprüfung und Abnahme.
Ziel einer Baubegleitung ist, dass möglichst alle Leistungen entsprechend den allgemein anerkannten Regeln der Technik geplant und mit Sach- und Fachverstand in der vereinbarten Qualität termingerecht ausgeführt werden. Durch die regelmäßige Überwachung und Kontrolle werden Beanstandungen sofort behoben, ohne dass diese zu einem Mangel und später zu einem Bauschaden auswachsen bzw. eskalieren.
94 % der zwei häufigsten Bauschäden lassen sich bereits in der Planungsphase durch eine frühzeitige Einbindung eines professionellen Baubegleiters verringern. (Abb. 10 Festgestellte Schadenbilder im Bereich HV, 2013 bis 2017 [Grafik: IFB, Daten: VHV])
78,24 % der 4 häufigsten Schadenursachen können durch zielgerichteten Einsatz einer sachverständigen Baubegleitung sowie einer qualitativen Bauberatung auf ein Mindestmaß reduziert werden. (Abb. 11 Festgestellte Schadensursachen im Bereich HV, 2013 bis 2017 [Grafik: IFB, Daten: VHV])
Nach Schätzungen betragen die Kosten zur Behebung der Fehler bei der Errichtung von Gebäuden (Roh- und Ausbau) – je nach Quelle und Verfahren der Untersuchung – bis zu 12 Prozent der Baukosten. Die Folgen vermeidbarer Baumängel/-schäden verursachen in Deutschland schätzungsweise Kosten bis zu 10 Milliarden Euro pro Jahr. In Untersuchungen wurde festgestellt, dass etwa zehn Prozent aller Bauleistungen den für das jeweilige Objekt notwendigen Erfordernissen nicht entsprechen. 15 Im Hinblick auf die Tatsache, dass die Kosten für die Beseitigung von Baumängeln bezogen auf die Anzahl der Wohngebäude steigen, wird deutlich, wie groß die Summen und wie volkswirtschaftlich relevant diese sind.
Der Schwerpunkt liegt mit einem Anteil von rund 51 Prozent ganz deutlich bei den Feuchte- und Feuchtefolgeschäden. Gerade in diesem Bereich gibt es die unterschiedlichsten Erscheinungsformen, da die Schäden praktisch an jedem Bauteil auftreten können. Klassische Feuchte- und Feuchtefolgeschäden äußern sich zum Beispiel durch Verfärbungen des Untergrundes (zum Beispiel Mauerwerk, Innenputz) und ausgeprägte Wasserränder, teilweise auch mit Salzausblühungen, sowie Farb- und Putzablösungen. Weitere typische Schadenbilder sind Wasserablaufspuren, Schimmelpilzbefall und beschädigte/zerstörte Holzbauteile durch holzzerstörende Pilze wie zum Beispiel den Braunen Kellerschwamm oder den Echten Hausschwamm. Weitere rund 43 Prozent entfallen auf sonstige Gebäudeschäden. Hierbei handelt es sich beispielsweise um zu breite und tiefe Schlitze in Mauerwerkswänden, Verkratzungen an Fenster-/Türverglasungen und Korrosion an Stahlbetonbauteilen.
Um das Thema Bauschäden vollumfänglich zu untersuchen, müssen neben den Schadenarten und Schadenbildern auch die Schadenursachen – also die Auslöser für das Auftreten eines Bauschadens – betrachtet werden. Anderenfalls ist es kaum möglich, die richtigen Schlüsse aus den Auswertungen zu ziehen, die optimalerweise zu einem insgesamt geringeren Schadenaufkommen führen sollen. Aus diesem Grund wird hier nicht nur die Entwicklung der Schadenursachen aus dem Bereich HV beleuchtet, sondern zusätzlich auch aus dem Bereich TV.
Den kompletten VHV Bauschadenbericht Hochbau 2019/20 können Sie kostenlos hier herunterladen:
https://www.vhv-bauexperten.de